Leipzig: Springreiter David Will als bester Deutscher auf Rang sechs

David Will & C-Vier
David Will & C-Vier © Stefan Lafrentz

Leipzig (fn-press). Am letzten Tag des Weltcup-Finales im Springreiten hat es endlich einen deutschen Sieg gegeben. David Will und C-Vier gewannen die letzte Teilprüfung des Finales und belegten damit in der Gesamtwertung Rang sechs. Neuer Weltcup-Gesamtsieger ist der amtierende Vize-Europameister aus der Schweiz, Martin Fuchs mit Chaplin. Drei weitere deutsche Paare schafften es zum Abschluss der Hallensaison unter die Top-20.


„Es ist schwer, zufriedener zu sein. Ich bin überglücklich“, freute sich der 34-jährige David Will nach dem finalen Parcours. Mit seinem Holsteiner Wallach C-Vier (von Cardento – Concorde), mit dem er 2021 zur deutschen Silber-Equipe bei den Europameisterschaften in Riesenbeck gehörte, blieb er in beiden Umläufen der letzten Teilprüfung ohne Fehler. Noch dazu absolvierten sie den Parcours als schnellstes Paar. „Ich glaube, C-Vier hat heute die beste Runde von allen gezeigt. Dass er am letzten Tag, wo es ein bisschen an die Reserven geht, seine beste Leistung abruft, zeigt seine Qualität und seinen Charakter“, schwärmte Will. Schon am Donnerstag, in der ersten Teilprüfung des Weltcup-Finales, war das Duo aus dem hessischen Dagobertshausen schnell und fehlerfrei durch den Parcours gekommen, lediglich gut zwei Sekunden langsamer als die Sieger Martin Fuchs und Chaplin. Am nächsten Tag, in der zweiten Teilprüfung, waren ihnen jedoch gleich zwei Fehler unterlaufen. Insgesamt kam Will im Gesamtranking auf zehn Strafpunkte, Fuchs auf fünf. „Dass es am Freitag nicht ganz so gelaufen ist, ist jetzt im Nachhinein schon ärgerlich. Das hat uns ein bisschen das Genick gebrochen. Aber heute war das Quäntchen Glück auf unserer Seite“, sagte Will, der nicht nur von seinem Pferd, sondern auch von der Atmosphäre in den Leipziger Messehallen begeistert war: „Da merkt man erstmal wieder, was einem gefehlt hat. Es macht wahnsinnig Spaß und die Zuschauer sind richtig dabei, man spürte die Spannung in der Luft.“ Nach Angaben des Veranstalters waren insgesamt 80.800 Zuschauer an den fünf Turnier- und Messetagen in die Hallen geströmt.


Nicht allen kam diese Atmosphäre so entgegen wie David Will und C-Vier. Für Marcus Ehning (Borken) und die 14-jährige Hannoveraner Stute Calanda (von Calido – Chasseur) war die finale Prüfung schon nach zwei Fehlern an den ersten beiden Sprüngen beendet. Ehning, der 47-jährige Routinier, gab auf und analysierte es ganz reflektiert: „Das war leider nichts. Ich kann Calanda aber nicht böse sein. Ich habe sie hier vor sieben Jahren schon einmal geritten und es gefällt ihr gar nicht. Das liegt aber nicht am Turnier, sondern an der Atmosphäre und an den vielen Bildschirmen. Das ist einfach nicht ihr Ding. Sie war mit allem beschäftigt, nur nicht mit den Sprüngen. Es gibt Pferde, die lieben das. Comme il faut zum Beispiel. Andere mögen es halt nicht. Dafür sind unsere Pferde eben auch Lebewesen.“ Ursprünglich hatte Ehning geplant, mit seinem Top-Pferd Stargold in Leipzig anzutreten, doch der Hengst zog sich zu Beginn der Woche eine kleine Verletzung zu und fiel aus. Mit Calanda habe er nun versucht, das Beste aus der Situation zu machen, sagte Ehning. „Es ist nicht so gelaufen wie erhofft. Trotzdem ist es eine Erleichterung zu sehen, wie gut das Turnier besucht ist, dass die Leute wieder gucken wollen und los wollen. Das ist schon ein schönes Gefühl.“


Durchwachsen schlugen sich auch die jüngsten deutschen Reiter. Gerrit Nieberg (28, Sendenhorst) und der Westfale Ben (von Sylvain – Quincy Jones) wurden mit insgesamt 18 Strafpunkten im Gesamtweltcup Dreizehnte. Philipp Schulze Topphoff (23, Havixbeck) und die Schimmelstute Concordess NRW (von Congress – Acobat) sammelten über die drei Teilprüfungen hinweg 28 Strafpunkte und wurde Siebzehnte. Christian Kukuk (32, Riesenbeck) hatte mit Checker (von Comme il faut - Come On) ebenfalls einen Westfalen dabei. Die beiden kamen am Ende auf 31 Strafpunkte und belegten den 19. Rang. Genau wie David Will startete das Trio erstmals bei einem Weltcup-Finale. Alle drei waren enttäuscht, wenngleich sie mit den Leistungen ihrer Pferde zufrieden waren. Bundestrainer Otto Becker sah zumindest für David Will einen versöhnlichen Abschluss des Hallen-Höhepunkts vor heimischen Publikum: „Seine erste und dritte Wertungsprüfung war überragend. Die zweite fing auch gut an, dann kriegte er leider zwei blöde Fehler. Mit etwas Glück hätte er noch weiter nach vorne kommen können. Das war auch meine Hoffnung, denn das Pferd ist sehr sprunggewaltig. Aber es ist kein Wunschkonzert und die anderen waren einfach besser.“ Insgesamt habe er sich jedoch mehr erhofft, sagte der Bundestrainer: „Wir wussten, dass wir vier Neulinge hier haben, aber alle waren gut drauf und hatten vorher gute Erfolge. Am Ende ist nur David in der Spitzengruppe. Unsere jungen Leute, gerade Gerrit und Philipp, haben hier sicher viel gelernt und nehmen viel mit für die Zukunft. Davon werden sie profitieren. Wenn man aber ganz nach vorne kommen will, muss man an der ein oder anderen Stelle noch akkurater reiten.“


Rundum zufrieden waren die Veranstalter des Weltcup-Finales, das nach 2002 und 2011 zum dritten Mal in Leipzig ausgetragen wurde. Zum zweiten Mal in den vier Disziplinen Dressur, Fahren, Springen und Voltigieren. Turnierchef Volker Wulff zog ein durchweg positives Fazit: „Gerne machen wir das in elf Jahren wieder", sagte er lachend. „Wir hatten vier tolle Disziplinen dabei und haben großartige Leistungen gesehen. 80.800 Zuschauer über fünf Tage ist eine große Zahl. Es ist zwar nicht das, was wir 2011 hatten, aber wir müssen die Situation bedenken, aus der wir kommen. Manche Menschen sind noch immer unsicher wegen der Pandemie. Aber es waren mehr Zuschauer da als erwartet. Wir freuen uns jetzt schon auf Januar 2023, wenn wir wieder die Weltcup-Qualifikationen in drei Disziplinen hier in Leipzig haben. Über die vierte Disziplin diskutieren wir noch.“ jbc

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