Weihegold OLD in den sportlichen Ruhestand verabschiedet

Isabell Werth & Weihegold
Isabell Werth & Weihegold © Stefan Lafrentz

Leipzig (fn-press). Olympia-Gold und -Silber, vier Goldmedaillen bei Europameisterschaften und drei Weltcup-Gesamtsiege – das ist ein nur ein Teil der sportliche Bilanz von Weihegold OLD auf internationalen Championaten. Die Liste ihrer Erfolge in Sport und Zucht ist lang. Beim Weltcup-Finale in Leipzig hat Dressurreiterin Isabell Werth die 17-jährige Oldenburger Stute mit einer weiteren Weltklasse-Leistung von der sportlichen Bühne verabschiedet. Doch nicht nur die sportlichen Erfolge sind es, die dieses Ausnahmepferd so besonders machen. Auch Weihegolds unvergleichlicher Charakter und ihr herausragendes Talent für die schwierigsten Grand-Prix-Lektionen werden ihrer großen Fan-Gemeinde in Erinnerung bleiben.

Zuverlässigkeit, Sportlichkeit und Kontinuität gepaart mit großem Talent und Fleiß – immer wieder fallen diese Schlagworte, wenn sich die Gespräche um Weihegold OLD drehen. „Sie ist immer da gewesen, wenn ich sie gebraucht habe. In all den Jahren kann ich die Prüfungen, die nicht so optimal gelaufen sind oder die unter den Erwartungen geblieben sind, an einer Hand abzählen. Sie hat, was Fehlerquote und Kontinuität angeht, wenige Gegner“, sagt Isabell Werth über ihre langjährige Sportpartnerin. Genau wie ihre Reiterin, die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt, ist Weihegold ein Vollprofi. 56 Siege in internationalen Prüfungen verzeichnet der Weltreiterverband FEI für die Oldenburger Stute. 50 Mal erreichte sie im Grand Prix eine Wertung von mehr als 80 Prozent. Diese Marke gilt im Dressursport als Schallmauer für absolute Weltklasse-Leistungen. In der Grand-Prix-Kür, der Prüfung mit der man bei Olympischen Spielen die Einzelwertung gewinnt, knackte Weihegold in ihrer Laufbahn sogar sechsmal die 90-Prozent-Marke. In Leipzig absolvierte die Rappstute zum letzte Mal ihre weltbekannte Kür zu den Klängen der Schlager „Tanze Samba mit mir“ und „Il Mondo“. Mit einer Ehrenrunde verabschiedete Isabell Werth ihre vierbeinige Partnerin aus dem Sport. Nicht nur das Publikum auf den ausverkauften Rängen feierte Weihegold ein letztes Mal. Auch viele Menschen, die die Stute in ihrem bisherigen Leben ständig begleitet haben, kamen um „tschüss“ zu sagen. Etwa ihre Pflegerin Steffi Wiegard, das Bundestrainer-Duo Monica Theodorescu und Jonny Hilberath sowie Klaus Roeser, Vorsitzender des Dressur-Ausschusses, und Madeleine Winter-Schulze. Natürlich waren auch Weihegolds Besitzer dabei, das Ehepaar Arns-Krogmann aus Lohne. Bei ihnen wird die Stute von nun an ihren Ruhestand verbringen und hoffentlich noch viele gesunde Fohlen bekommen. Für Isabell Werth ist das ungewöhnlich. Denn normalerweise behält sie ihre ehemaligen Sportpferde auf ihrem Hof in Rheinberg. Dort gibt es inzwischen eine richtige „Renter-Band“ um den jetzt 28-jährigen Satchmo, der täglich zusammen mit Pony Kelly auf die Weide geht (hier gibt es ein Video über den „Alten Helden" Satchmo). Eine zweite Gruppe rund um die Oldies Whisper, El Santo, Der Stern und First Class führt Don Johnson an. „Es freut mich, dass sie so lange leben und ihre Rente genießen können. Das zeigt, dass der Sport nicht das Leben der Pferde verkürzt, sondern eher verlängert“, sagt Isabell Werth.


Abschied auf großer Bühne
Schon vor Weihegolds Verabschiedung hatte Werth betont wie wichtig es ihr sei, mit dem Weltcup-Finale in Leipzig eine Plattform zu haben, die der Stute würdig sei. „Es war mir wichtig, dass sie sich nochmal vor vollen Rängen präsentieren darf. Es ist natürlich toll, dass das bei einem Weltcup-Finale sein kann“, sagte Werth. Ihr Anspruch sei, die Stute noch einmal optimal zu zeigen. Das ist ihr gelungen. Mit 85.921 Prozent auf Platz drei in ihrem vierten Weltcup-Finale setzte sie den Schlusspunkt ihrer Karriere, die vor acht Jahren so richtig an Fahrt aufnahm. In Oldenburg stellte Isabell Werth die Rappstute 2014 zum ersten Mal auf internationaler Bühne vor. Anschließend übernahm Beatrice Hoffrogge, damals Bereiterin im Stall Werth, die weitere Ausbildung der Stute. Erst zum Auftakt des Olympia-Jahres 2016 saß Isabell Werth wieder bei einem Turnier im Sattel von Weihegold. Nachdem ihre Olympia-Hoffnungen Bella Rose und Don Johnson verletzungsbedingt ausfielen, setzte Werth auf das in ihrem Stall zur Grand-Prix-Siegerin gereifte Pferd, dessen unvergleichliches Talent für Piaffe und Passage noch immer seinesgleichen sucht. Das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) sicherte die Stute zusammen mit Madeleine Winter-Schulze und der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung für den deutschen Dressursport. Der Startschuss für eine bis heute andauernde erfolgreiche Partnerschaft. Beim Weltcup im Amsterdam 2016 gewannen Werth und Weihegold die Grand-Prix-Kür mit 83.450 Prozent. Eine echte Hausnummer im Hinblick auf Rio 2016. Dort war das Duo Teil des siegreichen deutschen Teams und gewann die Silbermedaille in der Einzelwertung. Im Jahr darauf folgten der erste Weltcup-Gesamtsieg in Omaha/USA und anschließend der Dreifach-Triumph bei den Europameisterschaften in Göteborg/SWE. In ihrer Laufbahn gewann Weihegold zudem zweimal Gold und zweimal Silber auf Deutschen Meisterschaften.


Vielfache Mutter und Großmutter erfolgreicher Nachkommen
Weihegold OLD stammt aus der Zucht von Inge Bastian und war schon in jungen Jahren ein bekanntes Pferd. Sie wurde zur Oldenburger Landeschampionesse gekürt, war unter Kira Wulferding Finalistin bei den Bundeschampionaten und bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde, gewann den Nürnberger Burg-Pokal sowie den Louisdor-Preis. Die neunjährige Don Schufro-Sandro Hit-Tochter ist zudem via Embryo-Transfer bereits Mutter und Großmutter von zahlreichen Fohlen die wiederum sportlich und züchterisch erfolgreich sind. Ihr Sohn Total Hope OLD (von Totilas) gewann jüngst das Finale des Louisdor-Preises für Nachwuchs-Grand-Prix-Pferde. Stets war Weihegold während ihrer sportlichen Laufbahn auch im Zuchteinsatz. Diese Kombination bedurfte eines besonders guten Managements. Immer wieder erhielt die Stute lange Pausen zwischen den großen Turnieren und Championaten, ging auf die Weide und wurde „spazieren geritten“. Rechtzeitig nahm Isabell Werth das Training dann wieder auf, um die Stute jedes Mal zum richtigen Zeitpunkt topfit im Dressurviereck präsentieren zu können. Bei jedem Championat war Weihegold auf den Punkt wieder voll da. Das war umso bemerkenswerter, weil ihre Leidenschaft für das Fressen nie ganz zu übersehen war. Doch ihrer Schönheit, die stets bewundert und oft beschrieben wurde, tat das keinen Abbruch. Die große Stärke der Stute war auch immer ihre Gelassenheit. Selbst unter den lautesten Jubelstürmen und tosendem Applaus blieb sie cool, ließ sich beklatschen, klopfen und streicheln. Sie strahlte stets eine innere Ruhe aus, wo manch anderes Pferd sich aufregte oder ablenken ließ. Immer war das große Vertrauen zwischen der Stute und ihrer Reiterin sichtbar. „Weihegold ist ein absolutes Ausnahmepferd, auf das sich Isabell immer verlassen konnte und das sie nie hat hängen lassen. Die herausragenden Erfolge sind das Ergebnis einer tollen Partnerschaft zwischen Reiterin und Pferd“, sagte DOKR-Geschäftsführer Dr. Dennis Peiler.


Große Fan-Gemeinde und viele Abschiedsgrüße
Die Stute, die zu Hause nur „Weihe“ oder „Uschi“ heißt, begeisterte nicht nur ihre zweibeinigen Fans. Auch unter ihren vierbeinigen Konkurrenten hatte sie Liebhaber – vor allem unter den männlichen. Dante Weltino, das Olympiapferd der Schwedin Therese Nielshagen oder Unée BB, das frühere Erfolgspferd von Jessica von Bredow-Werndl, sind da zu nennen. Unvergessen bleibt der Moment, als Jessica von Bredow-Werndl die Siegerehrung beim Weltcup-Finale in Paris zu Fuß absolvieren musste, weil Unée allzu stürmisch die Nähe zu Weihegold suchte. Das Team des Stalls Werth um Pflegerin Steffi Wiegard hat anlässlich des Abschieds der Stute ein witziges und liebevolles Video mit Grußbotschaften zahlreicher Wegbegleiter von Weihegold erstellt. Das Video ist auf Facebook zu finden. jbc

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