Olympia-Sieger unschlagbar in Wiesbaden

Julia Krajewski und Amande de B’Neville, die olympischen Goldgewinner von Tokio, haben Das LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden als Aufgalopp Richtung Weltmeisterschaft in diesem Jahr ausgewählt und direkt in einen Sieg umgemünzt. Mit dem Endergebnis von 26,8 Strafpunkten setzten sich die Olympiasieger klar an die Spitze im Preis der Familie Prof. Heicke. Michael ‚Michi‘ Jung folgte mit Highlighter auf Platz zwei (31,8 Strafpunkte), Dritte wurde die Österreicherin Lea Siegl auf DSP Fighting Line mit 38,5 Strafpunkten.

Julia Krajewski
Julia Krajewski © TomsPic.de

Teddy hatte alles gegeben! Teddy ist Julia Krajewskis Hund, der – natürlich – beim Gelände Abgehen dabei war und im Wasserhindernis… „…ausführlich getaucht ist und den Boden untersucht hat“, lacht die Siegerin. „Der Boden war somit top!“ Etwas ernsthafter erzählt sie: „Es war unsere erste richtige Geländerunde seit Tokio und ich will nicht sagen, dass ich ‚angespannt‘ war, aber man ist natürlich schon ein bisschen gespannt. Wie geht das jetzt los? Ich glaube, Mandy hätte sich erstmal gewünscht, dass sie zwei Minuten einfach nur geradeaus galoppieren darf. Sie war doch ein bisschen überrascht, als es plötzlich rechts, links ging. Hat sich dann aber super, ab Sprung fünf oder sechs, gefunden und einen super Rhythmus gehabt.“ Bei der Siegerehrung sah die Zwölfjährige so fit und fröhlich aus, als ob sie am liebsten noch mal ins Gelände starten würde. „Wiesbaden war unser Startschuss in Richtung WM, dann sind noch Aachen und Haras du Pin geplant. Und wenn alles klappt, kommt dann im September die WM.“

Julia Krajewski war das neunte Mal in Wiesbaden am Start, zum zweiten Mal hat sie den Preis der Familie Prof. Heicke gewonnen. Mandy sei zwar Olympiasiegerin habe aber durch die Pandemie noch nicht so viele Zuschauer erlebt, erzählt die Siegerin. Auch das sei ein Grund gewesen, sie in Wiesbaden an den Start zu bringen. „Aber das hat ihr gar nichts ausgemacht, die ist schon ziemlich abgeklärt.“


Bundestrainer Peter Thomsen, zum ersten Mal in dieser Funktion vor Ort, zuvor seit 1998 regelmäßig als Reiter in Wiesbaden am Start, war hochzufrieden: „Ein Kompliment an das ganze Aufbauteam rund um Rüdiger Schwarz. Das war eine anspruchsvolle Strecke, die in jeder Wendung akkurates Reiten erforderte. Und das haben die Pferde und Reiter, in die ich Hoffnung gesetzt habe, voll erfüllt.“


Kaum einer strahlte so wie Prof Dr. Bernd Heicke, der Sponsor der Prüfung ebenso wie der U25-Wertung und der Besitzer des Siegerpferdes. „Mein Gefühl ist gerade schwer zu beschreiben. Ich bin in der Tat stolz, aber weil ich nach meinem Empfinden den geringsten Anteil am Erfolg habe, ist mein Gefühl vor allen Dingen auch große Freude, dass die Person (Julia Krajewski) und auch das Pferd (Amande de B’Neville) so gut zusammenpassen und so erfolgreich sind. Das ist sehr schön.“


Michael Jung und Highlighter waren das einzige Paar, das in dem Wiesbadener Geländekurs innerhalb der vorgegebenen Zeit geblieben ist. Nach der Dressur auf Platz zwei, durch einen Abwurf im Springen auf Platz drei gerutscht, haben sich die beiden mit ihrer sensationellen Geländerunde wieder auf Platz zwei geschoben. „Ich bin mit dem zweiten Platz und mit der Entwicklung von Highlighter super zufrieden“, betonte Jung. „Das hat heute im Gelände richtig Spaß gemacht. Ich kenne Wiesbaden gut, ich bin hier schon ein paar Mal geritten. Die Atmosphäre ist traumhaft, es war wunderschön aufgebaut und das Publikum ist gigantisch hier.“ Für den elfjährigen Highlighter war Wiesbaden das vierte Turnier in diesem Jahr auf Drei- bzw. Vier-Sterne-Niveau, zweimal war er Zweiter, zweimal hat er gewonnen. „Highlighter soll jetzt in zwei Wochen noch die Deutsche Meisterschaft in Luhmühlen gehen.“ Die Wertung des U25 Förderpreises Vielseitigkeit gewann zum dritten Mal in Wiesbaden der gebürtige Darmstädter Jérôme Robiné im Sattel von Brave Heart mit 39,8 Strafpunkten, in der Gesamtwertung bedeutete das Platz vier. „Es ging nicht so gut los, weil Brave Heart vor Hindernis fünf im Gelände direkt ein Eisen verloren hat. Das merkt man als Reiter schon, aber dann kamen die Gräben, die liefen super, danach war ich sehr zuversichtlich.“ Auch Thomsen signalisierte Zufriedenheit: „Bei Jérôme geht der Weg kontinuierlich bergauf. Ich könnte mir vorstellen, wenn das so weitergeht, sind die Europameisterschaften im kommenden Jahr ein reelles Ziel für ihn.“ In Albert Schäfer, der sich in Wiesbaden für die Vielseitigkeit verantwortlich zeichnet, spiegelte sich alles wider: Freude, Zufriedenheit, Stolz und auch ein bisschen Erschöpfung. „200 Leute waren im Hintergrund für die Vielseitigkeit aktiv, mehr als bei jeder anderen Disziplin, aber wenn man dann solchen Sport erlebt, hat sich jeder Aufwand absolut gelohnt. Mir kommen tatsächlich fast die Tränen, so schön war das heute.“ Mit 10.000 Leuten im Park und weiteren 6.000 bis 7.000 im Stadion sei die Kulisse gewaltig gewesen. „Das war heute ein wunderbarer Pferdesporttag und beste Werbung für unseren Sport.“ Australischer Sieg mit ‚rotem Wein‘
„Er ist wie roter Wein – im Alter wird er immer besser.“ Und schon rollten die ersten Tränen, so gerührt war Kristy Oatley von ihrem 18-jährigen Partner Du Soleil. Mit 71,848 Prozent haben die beiden den Grand Prix der Kür-Tour, den Preis der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung gewonnen. Kristy Oatley lebt seit vielen Jahren in der Nähe von Hamburg, startet aber weiterhin für ihre Heimat Australien. Platz zwei ging in diesem Vier-Sterne-Grand Prix nach Belgien. Laurence Vanommeslaghe und Edison erhielten 71,261 Prozent, Lokalmatadorin Anja Plönzke und Tannenhof’s Fahrenheit landeten mit 70,478 Prozent auf Rang drei.


„Zu Hause ist er eine kleine Rakete“, beschreibt die australische Siegerin ihren De Niro-Sohn, „oft unkontrollierbar, aber auf dem Turnier kennt er seine Aufgabe. Das weiß er, dann reißt er sich zusammen und ist voll konzentriert.“ Viermal schon war Oatley bei Olympischen Spielen dabei, das letzte Mal 2016 in Rio mit Du Soleil. In diesem Jahr stehen im August die Weltmeisterschaften an. „Wenn ich die WM anstrebe, dann mit Du Soleil“, erklärt sie. „Aber das weiß ich noch nicht.“ Er wird entscheiden, ob er mit seinem reifen Alter noch Lust auf die WM hat oder nicht. Und schon wieder rollen Oatleys Tränen für ihren langjährigen Erfolgspartner.


Kristy Oatley kennt den Schlosspark und auch die Flutlicht-Kür gut, 2007 hat sie hier mit ihrem späteren Olympia-Partner von Hongkong Quando-Quando gewonnen. Aber für Du Soleil wird es eine Premiere. „Er war zwar schon einmal hier im Schlosspark, aber er ist noch nie in seinem Leben im Flutlicht gegangen. Das wird sehr interessant morgen Abend“, sagt sie, schmunzelt und freut sich auf die Kür zu Musik ihrer Lieblingsserie ‚Game of Thrones‘. Mit Anja Plönzke wird sie allerdings auf eine eingeschworene Kür-Spezialistin treffen, auch sie hat in Wiesbaden die Flutlicht-Kür schon mal gewonnen, das war 2010 im Sattel von Le Mont d’Or.


„Es gibt ein paar Turniere im Jahr, die ich wirklich gerne mag“, erklärt Kristy Oatley. „Wiesbaden gehört auf jeden Fall dazu.“

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