Pferd am Führstrick
Pferd und Reiter © Benkert

Fahrtechnik

Schon das Fahren mit einem kleinen Anhänger ist für viele Autofahrer eine echte Herausforderung - und sie wird umso größer, wenn Sie keinen Minihänger mit den Brettern vom Baumarkt ziehen sondern ein ausgewachsenes Fahrzeug mit einem lebendigen, nervösen Tier von 750 Kilogramm Masse.
Wenn Sie davor viel Respekt haben - gut so! Ein bisschen Grundwissen und vor Allem viel Feingefühl und Vorsicht sind die besten Voraussetzungen.


Im Folgenden wollen wir Ihnen Tipps an die Hand, mit der Sie Ihre Hängerfahrt meistern!


  1. Stellen Sie sich vor, Ihr Beifahrer wäre ein Bücherstapel
    Mit diesem inneren Bild fahren Sie so, dass Ihr Pferd aufatmen kann. In Kurven darf der gedankliche Bücherstapel nicht umkippen und abruptes Bremsen ist tabu, sonst gibt’s Büchersalat.
  2. Warum heimlich ein Shetty im Hänger mitfährt...
    ...oder zumindest vielleicht das Gewicht eines Shetlandponys. In einem Test waren Anhänger teils rund 200 Kilo schwerer als vom Hersteller angegeben. Weil bei gebrauchten Hängern Anbauten des Vorbesitzers nicht einberechnet sind, kann das Gewicht hier besonders stark abweichen.
    Tipp: Hänger auf die Waage stellen.
  3. Umzugskisten im Pferdeanhänger: Ist das erlaubt?
    Erkundigen Sie sich. Das kann von Land zu Land verschieden sein. Oft ist es nur mit bestimmten Kennzeichen und entsprechender Zulassung erlaubt. In Deutschland ist es beispielsweise so, dass wenn der Anhänger ein grünes Kennzeichen hat, er als „Spezialanhänger“ ausschließlich zum Transport von Pferden verwendet werden darf.
  4. Profiltiefe messen
    Erkundigen Sie sich nach der vorgeschriebenen Profiltiefe der Reifen in Ihrem Land. Abgefahrene Reifen können teuer werden.
  5. Hänger fahren ist fürs Pferd kein Spaziergang!
    Die Herzfrequenz steigt beim Transport: Vor allem die ersten 30 Minuten sind stressig fürs Pferd. In einer Studie an der Uni Wien stieg die Herzfrequenz in diesem Zeitraum bei allen Testpferden deutlich an (ca. 80 Schläge/MinuteA). Im weiteren Verlauf des Transports nahm sie wieder ab. Bei langen Transporten von acht Stunden nahm die Frequenz in den letzten dreißig Transportminuten jedoch wieder zu. Grund könnte Stress durch Ermüdung sein.
    Lautstärke im Hänger
    Laut wie eine Motorsäge: Ein Geräuschpegel von über 100 Dezibel herrscht in Pferdanhängern. Dies ist das Ergebnis von Tests mit 7 verschiedenen Anhängermodellen. Dieser Geräuschpegel entspricht in etwa der Lautstärke einer Motorsäge oder dem in einer Diskothek.
    Hänger fahren- eine holprige Sache
    Wenn Sie mit dem Fahrrad auf ein Schlagloch zufahren, bereiten Sie sich darauf mit Ihrem Körper vor. Ein Pferd im Hänger weiß dagegen nie, wann der nächste „Rumpler“ kommt. Noch schwieriger abzufangen sind Seitwärtsbewegungen: Wankt der Hänger, stößt das Pferd gegen Seiten- und Trennwände.
  6. In kritischen Situationen richtig reagieren
    Der Hänger schlingert: Sie fahren an einem Lastwagen vorbei und Ihr Anhänger gerät durch den Luftzug ins Schlingern? „Sofort kurz und stark abbremsen“, raten Fahrsicherheitsexperten. Das ABS darf dabei ruhig reagieren, da sich bei geringerer Geschwindigkeit der Hänger wieder stabilisiert.
    Hindernissen richtig ausweichen
    Weichen Sie mit dem Hänger niemals aus, ohne vorher abzubremsen. Bremsen Sie auf etwa 30 Kilometer pro Stunde ab, bevor Sie kontrolliert um das Hindernis lenken. Je nach Situation müssen Sie noch stärker verlangsamen.
    Gefahrenbremsung
    Bevor Sie einen Aufprall riskieren, auch mit Hänger immer notbremsen! Der Anhänger verhält sich bei einer Gefahrenbremsung ziemlich neutral, sagen Fahrsicherheitsexperten. Das Fahrzeug bleibt durch das ABS stabil, durch die Auflaufbremse wird der Anhänger mitgebremst.
    Enge Kurven nehmen
    Bremsen Sie noch auf der Geraden deutlich ab, und beschleunigen lieber beim Herausfahren leicht. Sind Sie in der Kurve zu schnell, wird es gefährlich: Als Notmanöver müssen Sie kurz stark bremsen. Der PKW bleibt stabil, aber der Hänger kann kippen.
  7. Schluss mit dem Chaos beim Rückwärtsfahren - Links, rechts, geradeaus?
    Kurze Regel: Soll der Hänger nach rechts, müssen Sie nach links lenken.
    Das Hinterteil Ihres Autos bewegt sich dabei nach links und schiebt den Hänger so nach rechts. Sobald sich der Hänger in die richtige Richtung positioniert hat, fahren Sie ihm hinterher. Heißt: Sie lenken in die andere Richtung, bis Sie gerade vor den Hänger kommen. Sie müssen länger rangieren? Völlig normal!
  8. Angenehm bremsen
    Erhöhen Sie den Druck von Anfang an gleichmäßig, statt zu zaghaft zu beginnen. Das verhindert starkes Nachbremsen. Doppelte Geschwindigkeit = 4-fache Fliehkraft. Je schneller Sie also in die Kurve fahren, umso heftiger zieht die Fliehkraft Ihren Anhänger nach außen.
    Und: Je schärfer die Kurve, desto größer die Kräfte. Vorsicht besonders bei Nässe und Glätte!

Mehr Wissen für dich:

Unsere Trainings-Tipps:

#Lexikon #Verladen und Transport des Pferdes